Für viele unbemerkt von der öffentlichen Diskussion wurde der europäische Zuckermarkt Ende des Jahres 2017 neu geregelt. Bei genauerem Hinsehen mit absehbaren Folgen für den Verbraucher und den Zuckerkonsum.
Das Thema der gesunden Ernährung ist derzeit wieder top aktuell. Ob die in Berlin stattfindende Grünen Woche, die wiedereinmal aufflackernde politische Forderung der Lebensmittelampel oder die gesetzliche Begrenzung des Zuckergehaltes in Lebensmitteln: medial und politisch ist die Anteilnahme gerade wieder groß. Dagegen ist die seit Ende 2017 voranschreitende Liberalisierung des europäischen Zuckermarktes kaum auf öffentliches Interesse gestoßen. Für uns Grund genug, sich der Thematik etwas genauer zu widmen …
Wie auch bis vor kurzem bei der Milchproduktion, stützte die europäische Union die heimischen Zuckerproduzenten gegenüber der internationalen Konkurrenz. Mittel der Wahl war das sogenannte Zuckermarktgesetz, welches ab 1968 angewendet wurde. Auch durch hohe Subventionen und hohe Importzölle war der europäische Zuckermarkt vor internationaler Konkurrenz gut geschützt. Ein netter Nebeneffekt für die Produzenten war, dass der der Zuckerpreis in Europawesentlich höher lag, als im Rest der Welt. Zu den Nutznießern zählten insbesondere Zuckerrübenbauern, welche in unseren Breitengraden für den Großteil der Zuckerproduktion verantwortlich sind. Wie bereits bei der Milch, liberalisierte die EU den Zuckermarkt in den letzten Jahren Schrittweise. Mit dem 1. Oktober 2017 sind nun weitere Reformen in Kraft getreten.
Zwar kann man diese Liberalisierung Schulter zuckend zur Kentnnis zu nehmen. Doch tatsächlich verändert die Reform den europäischen Lebensmittelmarkt und mit ihm unsere alltägliche Ernährung. Zwei Fakten sind im Besonderen zu nennen. Zum einen ist damit zu rechnen, dass der Zuckerpreis in Europa sich dem des Weltmarktes angleicht. Das heißt er wird deutlich sinken. Dies macht es für Lebensmittelproduzenten in Europa noch lukrativer, stark gezuckerte Lebensmittel auf den Markt zu bringen.
Des Weiteren fällt mit der Liberalisierung des europäischen Zuckermarktes die Quotierung der verschiedenen Zuckerarten. So wurden die heimischen Zuckerrübenbauern auch dadurch unterstützt, als dass preiswertere Zuckerarten, welchenicht aus der Zuckerrübe gewonnen werden, in ihrer Herstellung bzw. Verwendung beschränkt waren. So etwa die sogenannte Isoglukose, welche auf 5 Prozent begrenzt war. Durch die wegfallende Quotierung kann Anteil der Isoglukose nun deutlich steigen. Bekannt ist diese Zuckerart insbesondere aus den USA als High Fructose Corn Syrup (HFCS), woer industriell aus Maisstärke gewonnen wird und besonders süß ist. Zudem ist es auch wesentlich preiswerter als der klassische Haushaltszucker (Saccharose) aus der Zuckerrübe.
Auf den Inhaltsangaben von Lebensmitteln ist Isoglukose meist nur indirekt zu erkennen. Er ist als sogenannter Maisstärkesirup oder (nach steigendem Anteil geordnet) Glukose-Fructose-Sirup, Fructose-Glukose-Sirup oder Fructose-Sirup getarnt.
Aufgrund des hochkonzentrierten Fruktosegehaltes von Isoglukose, ist er gesundheitlich noch fragwürdiger als der klassische Haushaltszucker aus der Zuckerrübe. Da er auf eine andere Art und Weise im Körper verstoffwechselt wird, kann er bei langfristig großen konsumierten Mengen schwerwiegende Auswirkungen auf die Leber haben. Nicht ohne Grund konstatierte Dr. Bill Misner, einer der führenden Ernährungsexperten der USA, bereits2000 in einem seiner Veröffentlichungen über Isoglukose: „Diesen Zucker zu essen ist Selbstmord mit dem Löffel“.
Aus diesem Anlass, empfehlen wir wieder einmal: Schaut auf die Inhaltsangaben eurer alltäglichen Lebensmittel. Denn es ist zu erwarten, dass durch fehlende Quoten und sinkende Zuckerpreise der Zuckeranteil in den Lebensmitteln noch weiter steigt und vor allem durch die bedenkliche Isoglukose ersetzt wird.